Hochschulabschluss in der Tasche - was nun?
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Mache ich ein Doktorat, oder suche ich mir doch besser einen Job in der Privatwirtschaft? Bin ich überhaupt geeignet für eine akademische Karriere? Was sind die Vor- und Nachteile einer Dissertation, und was bedeutet sie für die Berufsaussichten? Und wie lassen sich eine akademische Karriere und Familie vereinbaren? Bei all diesen Fragen half mir ein Mentor, die Antworten zu finden.
Von: Dina Spörri
Als ich im Sommer 2012 von einer Mitarbeiterin auf das Mentoring-Programm der philosophisch-naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bern aufmerksam gemacht wurde, war ich zunächst skeptisch. Einerseits war mir als Hilfsassistentin der akademische Alltag keineswegs fremd und die Auseinandersetzung mit der Entscheidung zwischen Dissertation und Berufseinstieg war bereits in vollem Gang. Andererseits sah ich mich mit der Herausforderung konfrontiert, in kurzer Zeit zu einer mir unbekannten Person eine Beziehung aufzubauen, die es mir erlaubt, ungehindert Fragen zu stellen sowie vorhandene Ängste und Befürchtungen zu teilen. Da ich viele Fragen hatte, die meine berufliche und auch persönliche Zukunft betrafen, meldete ich mich nicht zuletzt auch aus Neugierde für das Programm an.
Bei einem ersten Treffen mit der Leiterin des Programmes und unseren zukünftigen Mentorinnen lernte ich die Gruppe von Studentinnen unterschiedlicher Fachrichtungen und Jahrgänge kennenlernte. Die Mentorinnen wurden von der Leiterin des Programmes im Vorfeld und im Wissen um unsere fachlichen Interessen sorgfältig ausgewählt. Obwohl ich bereits von Anfang an überzeugt war teilzunehmen, ging ich trotzdem leicht unsicher zum ersten Treffen mit meiner Mentorin. Aber schon nach kürzester Zeit stellten sich meine Ängste und Befürchtungen als völlig unnötig heraus: Meine Mentorin hat sich, wie alle anderen Mentorinnen des Programmes, freiwillig dazu entschlossen, mich zu begleiten. Vielleicht, weil auch sie früher um eine solche Unterstützung während wichtiger Entscheidungsphasen froh gewesen wäre.
Die Gespräche fanden in einem lockeren Rahmen meist in einem gemütlichen Restaurant statt. Ziel des ersten Gesprächs war es, einander besser kennenzulernen und somit eine Basis für die weiteren Treffen zu schaffen. Dabei ging es zwar in erster Linie um den akademischen und beruflichen Alltag, aber auch um die Vereinbarkeit von Doktorat und Privatleben und die sogenannte Work-Life-Balance. Neben den regelmässigen Treffen mit meiner Mentorin trafen alle Mentees sich zum gemeinsamen Mittagessen mit der Mentoring-Leiterin. Ziel war der gegenseitige Austausch von Erfahrungen und Tipps. Zudem waren ein Workshop zum Thema Netzwerkanalyse und einer zu Fundraising Teil des Programms. Auch die Workshops sollten wichtige Fragen zur beruflichen oder akademischen Laufbahn klären.
Die Tatsache, dass meine Mentorin zuerst promoviert hat und nun in einem auch für mich interessanten Arbeitsbereich tätig ist, machte den Austausch für mich in vielerlei Hinsicht besonders spannend. Nicht nur, dass ich von ihren Erfahrungen während ihrer Doktoratszeit profitieren konnte. Auch der Austausch über Chancen und Vorteile – aber auch Nachteile –, die eine Dissertation in bestimmten Berufsfeldern mit sich bringen würde, sowie ihre Entscheidung, nach dem Doktorat anstelle einer akademischen Laufbahn in die Berufswelt zu wechseln, haben mir die vielseitigen Möglichkeiten aufgezeigt.
Nichtsdestotrotz war es für mich wichtig, mir immer wieder bewusst zu machen, dass die Entscheidung für oder gegen ein Doktorat schlussendlich trotz aller Unterstützung bei mir liegen würde. Obwohl ich schon vor dem Mentoring mit dem Gedanken gespielt hatte zu promovieren, war die Teilnahme am Mentoring-Programm für mich sehr wertvoll, weil Fragen aufgeworfen wurden, die ich mir vorher nicht bewusst gestellt habe. Erst die intensive Auseinandersetzung mit dieser Entscheidung und mit Alternativen hat mir klar gemacht, wie viele offene Fragen ich doch noch für mich zu klären hatte.
Auch wenn ich die Workshops sowie den Austausch mit den anderen Mentees als sehr hilfreich empfand, habe ich vor allem die sehr enge und persönliche Beratung durch meine Mentorin zu schätzen gelernt. Zwar habe ich heute kaum Kontakt mehr zu ihr, trotzdem haben mir vor allem unsere Gespräche sehr wichtige Einblicke in den wissenschaftlichen Alltag gewährt, von denen ich sehr profitiere. Ein Jahr nach Ende des Programms und einige Monate nach Abschluss meines Studiums habe ich mich nun für eine Dissertation entschieden. Trotz dieser Entscheidung gegen den unmittelbaren Berufseinstieg war die Teilnahme am Mentoring-Programm auch wichtig bezüglich eines ersten Kontaktes mit Personen aus der Berufswelt. Aus diesen Gründen würde ich jeder Studentin und jedem Studenten die Teilnahme an einem Mentoring-Programm vollumfänglich ans Herz legen. Die Möglichkeit, während einer solch wichtigen Entscheidungsphase jemanden zur Seite zu haben, der denselben Prozess durchlebt hat und seine Erfahrungen so bereitwillig mit einem teilt, ist einmalig.
Über Dina Spörri:
Dina Spörri hat im Frühling 2013 ihr Studium in Politikwissenschaft und Geographie an der Universität Bern abgeschlossen. Seither ist sie in der Gruppe für Kulturgeografie am Geographischen Institut der Universität Bern als Assistentin angestellt und plant ihre Dissertation im Bereich der internationalen Klimapolitik.
Über das Mentoring-Programm:
Das mentoring phil.nat wird im Rahmen des Bundesprogramms Chancengleichheit an der philosophisch-naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bern angeboten. Ziel ist es, Masterstudentinnen bei der Entscheidung über eine akademische Karriere zu unterstützen. Zudem richtet es auch an Doktorandinnen und soll beim Aufbau von Netzwerken, Fragen zur Finanzierung sowie einem guten Einstieg ins Berufsleben helfen.
Dieser Artikel erschien im 'SCROGGIN-career' Ausgabe 11 - 2013. |
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