Leadership 2020 - Wertereform in der Wirtschaft

Es ist ein offenes Geheimnis, dass Menschen weniger leisten, wenn man ihnen keine Wertschätzung, kein Vertrauen und keinen Respekt entgegenbringt. Eine motivierende Arbeitsatmosphäre zu schaffen ist daher eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Diese Prämisse gewinnt an Bedeutung unter dem Druck des weltweiten Wettbewerbs um die Top-Talente und einer gefährlichen Mischung aus Fachkräftemangel und Überalterung der Gesellschaft, die in den Unternehmen heute schon zu Umsatzeinbußen in Milliardenhöhe führt.
Von: Melanie Vogel
Ein wichtiger Aspekt in der aktuellen Diskussion um Fachkräftemangel und  Demographie ist dabei die Rolle der Frau in der Arbeitswelt. Unternehmen  erkennen, dass sie in eine positive Arbeitsatmosphäre investieren und den  Nährboden für eine divers zusammengesetzte Belegschaft bereiten müssen, um  Top-Talente gewinnen und an sich binden zu können. Unternehmen, die über ein  vernünftiges System zur Führungskräfteentwicklung verfügen und dieses regelmäßig  an neue Marktgegebenheiten und globale Wirtschaftsveränderungen anpassen, sind  erfolgreicher und wachsen schneller als die Konkurrenz. Die zentrale  Herausforderung für Unternehmen besteht heute und in Zukunft darin, eine  frauen-, männer- und familienfreundliche Kultur zu schaffen, und die Arbeitswelt  so zu organisieren, dass erfolgreich sein nicht bedeutet, bis abends um 10 Uhr  im Büro sein zu müssen.
 
Autokraten sind out
In der Folge  muss sich auch der Führungsstil unter dem Druck des globalen Wettbewerbs radikal  ändern. Der einsame Autokrat, der allein über das Wohl und Wehe einer Abteilung  oder eines Unternehmens entscheidet, hat ausgedient. Unternehmen stutzen  Hierarchien, beseitigen schwerfällige und bürokratische Strukturen, fördern ein  kommunikatives, teamorientiertes Arbeiten, verlangen einen integrativen  Management-Stil und schaffen just in dem Moment, in dem mehr Frauen denn je  weltweit am Arbeitsleben teilnehmen, ein Karriere-Umfeld, das die weiblichen  Karriere-Werte widerspiegelt und weibliche Führungsstärken betont.
 
OECD  und Europäische Kommission bescheinigen Frauen einen kollegialen Führungsstil,  weniger Risikofreudigkeit, soziale Intelligenz, Verantwortungsbewusstsein und  Überzeugungskraft. Zudem sind Frauen nicht hierarchisch geprägt. Der Faktor  „Macht“, der in der Position einer Führungskraft mitschwingt, stößt viele Frauen  intuitiv ab, denn sie agieren im Regelfall teamorientierter, kommunizieren mehr  und teilen Informationen und Wissen. Diese weiblichen Attribute wurden lange  Zeit als Schwäche gesehen und als wenig karriereförderlich im Sinne vom Aufstieg  in höhere Management-Positionen.
 
Denken in Netzwerken, nicht in  Machtstrukturen
Doch das könnte sich nun ändern. Die Karmasin  Motivforschung aus Österreich stellte 2010 fest: Während in der Vergangenheit  „Gewinnmaximierung“, „Stabilität“ und Festhalten an „Bewährtem“ zu den höchsten  Werten zählte, sind heute Kreativität und Innovation gefragt sowie die  Auseinandersetzung mit Kommunikation auf allen Ebenen. „Kooperativ, vielfältig  und hierarchieunabhängig“, beschreibt eine aktuelle Studie der Hay Group diese  neue Art der Führung und identifiziert Unternehmen mit der besten  Führungskultur, unter anderem die Deutsche Bank, General Electric und Siemens.  „Diese Unternehmen sind die Vorreiter einer Entwicklung weg von rein  hierarchischen Organisationen zu Gunsten von mehr Entscheidungsfreiheit, Führung  ohne formale Autorität und stärkerer Zusammenarbeit. Sie legen auch größeren  Wert auf Vielfalt sowie auf geografische und kulturelle Belange“, so Andreas  Randebrock, Leiter Leadership & Talent bei Hay Group in Deutschland. „Die  Unternehmen aus unserer Studie schaffen es, eine motivierende Arbeitsatmosphäre  zu schaffen“, so Randebrock weiter. „Sie verfolgen eine eindeutige Strategie und  eine klare Vision, definieren unmissverständliche Erwartungen und legen  Leistungsziele fest, die messbar und erreichbar sind. Dabei erlauben sie den  Führungskräften Handlungsfreiheit und zeigen Entwicklungsperspektiven auf, d.h.  die Karrierepfade sind für jede einzelne Führungskraft transparent und  nachvollziehbar.“
 
Dieser neue Führungsstil stellt gleichzeitig aber ganz  neue Anforderungen an jetzige und zukünftige Führungskräfte. Gebraucht werden  Führungspersönlichkeiten, die mitdenken, mitgestalten und ihre Meinung deutlich  äußern können, die Initiative ergreifen und neue Ideen haben. Gleichzeitig  müssen sie in der Lage sein, kooperativ zu führen, verschiedene Meinungen unter  Berücksichtigung interdisziplinär und multikulturell zusammengesetzter Teams zu  akzeptieren und in einer einheitlichen Handlungsstrategie zu vereinen.
 
Unter „Leadership 2020“ hat Jeanne Meister, die amerikanische Autorin  des Buches „2020 Workplace“ fünf geschlechtsneutrale Führungsfähigkeiten  zusammengefasst, die sie in unserer modernen, hochtechnologisierten und globalen  Arbeitswelt für zwingend erforderlich hält:
1. Kooperatives Denken:
Das Denken in Netzwerken, nicht in  Machtstrukturen wird an Bedeutung gewinnen.
2. Teamorientierung:
Offenes Feedback, Entwicklungsmöglichkeiten,  Weiterbildung und der Fokus auf jedes einzelne Teammitglied entscheiden über  Erfolg oder Mißerfolg einzelner Mitarbeiter und damit des gesamten Teams
3. Technische Affinität:
Der Trend zu virtueller Führung wird die  Arbeitswelt von morgen noch viel stärker beeinflussen. Der Umgang mit und die  konsequente Nutzung von moderner Kommunikation wird zwingende Voraussetzung.
4. Globales Denken und interkulturelles Bewusstsein:
Führungskräfte  benötigen interkulturelles Verständnis und die Fähigkeit, mit Menschen,  Regierungen und Unternehmen verschiedener Kulturkreise zusammen arbeiten zu  können.
5. Zukunftsorientierung:
Trends vorausschauen, neue Absatzmärkte  erkennen und globale Entwicklungen erfassen, werden zu den wichtigsten  Kompetenzen von Führungskräften zählen, um die Wettbewerbsfähigkeit des  Unternehmens langfristig zu sichern.
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